Di. 20.6.: Antimilitaristische Demo „ISPK-Kriegskonferenz? G20 in HH? Krieg & Kapitalismus? KISS My Ass!“

WAR STARTS HERE – DEMONSTRATION ZUR KIELER WOCHE 2017

Nein zur „KISS-Konferenz“ in Kiel. Die Kieler Woche darf keine Kriegs-Show sein.

DIENSTAG, 20. JUNI 2017
Auftaktkundgebung 17 Uhr am ISPK (Westring Ecke Olshausenstraße)

Das sicherheitspolitischen Instituts an der Kieler Uni (ISPK) richtet zur Kieler Woche eine Kriegs-Konferenz aus. Wir demonstrieren dagegen:

„War starts here – Krieg beginnt hier“ war das Motto unserer Demonstrationen und Veranstaltungen während der Kieler Woche in den  letzten beiden Jahren. Wir haben erfolgreich gegen die „Kiel Conference“ des Kieler NATO-Exzellenzzentrums und des (ISPK) demonstriert. Wir haben Öffentlichkeit geschaffen und letztlich im letzten Jahr mit unseren Friedens- und antimilitaristischen Positionen die Berichterstattung über die Kriegs-Konferenz dominiert. Deshalb sehen wir es auch als unseren Erfolg, dass schon nach zwei Jahren diese Konferenz so nicht mehr stattfindet.

Doch wir haben keine Zeit die Füße hochzulegen: An der Weltunordnung hat sich nichts geändert, im Gegenteil, die globalen Konflikte werden weiter angeheizt, u.a. durch Interventionskriege. Die Bundeswehr ist seit Ende der 1990er Jahre Teil dieser Kriege. So auch im Syrienkrieg, in dem Deutschland u.a. durch im türkischen Incirlik stationierte Tornado-Kampfflugzeuge mitmischt. Die Rüstungsindustrie in Schleswig-Holstein boomt, mit fast 1,5 Milliarden Umsatz. Bis zu 70 Prozent des Kriegsgeräts aus dem Norden wird exportiert.

Waffen aus Schleswig-Holstein werden in alle Regionen der Welt exportiert. Nicht nur die „NATO-Partner“, auch Terroristen und Kindersoldaten kämpfen mit Waffen aus deutscher Produktion. Der Kieler Hafen ist Drehkreuz für die Verlegung von Truppen an die russische Grenze. Die Bundeswehr wirbt vermehrt um junge Rekrut*innen, ist in den Schulen und auf den Jobmessen präsent. Auch die Kieler Woche wird neben ihren erfreulichen Aspekten wieder eine Show diversen Kriegsgeräts sein. Die Bundeswehr will dort mit einem eigenen Werbe-Truck Nachwuchs rekrutieren.

Das ISPK hat für den 20. Juni eine neue Konferenz angesetzt, mit dem Titel „Kiel International Seapower Symposium“ (KISS). Thema wird die Region des östlichen Mittelmeers sein, seine strategische und militärische Bedeutung. An der Gestaltung der Websites und der Arbeitsgruppen wird deutlich: Friedenspolitik, zivile Konfliktlösungen spielen keine Rolle mehr, es geht allein um den Primat des Militärischen, beispielsweise um die Kriegführung in Küstenregionen. Das wird auch durch den Partner der Konferenz deutlich, das „Center for Naval Analyses“, eine Denkfabrik, die strategische Analysen für die US-Kriegsmarine liefert.

Wir fordern:

• Die Kieler Woche darf keine Kriegs-Show sein, sondern ein Fest des Friedens.
• Wissenschaft muss dem Frieden dienen, Forschung friedlichen Zwecken.
Deshalb unterstützen wir die Forderung nach Zivilklauseln an unseren
Hochschulen. Raus mit dem ISPK aus der Kieler Uni.
• Bundeswehr raus aus den Schulen und den Jobmessen. Das Geschäft mit
dem Tod ist kein Beruf wie jeder andere.
• Stopp von Rüstungsexporten, Stopp von deutschen Auslandseinsätzen.

Es bleibt dabei: Krieg beginnt hier – Beginnen wir hier, ihn zu stoppen.

Unterstützer*innen:

AStA Uni Kiel
BI Kiel gegen Atomanlagen
Deutsche Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen
DGB Jugend Schleswig-Holstein
DIE LINKE. Schleswig-Holstein
dielinke.SDS Kiel
DKP-Kiel
Friedenswerkstatt
Interventionistische Linke Kiel
Initiative „pax optima rerum“
Linksjugend [’solid] Schleswig-Holstein
Nara – netzwerk antirassistische aktion kiel
SDAJ Kiel
SJD – Die Falken Schleswig-Holstein
Subvertere Kiel
VVN-BdA Kiel

Infos: War Starts Here Bündnis

350 Antimilitarist*innen auf der Straße gegen die „Kiel Conference“ 2016

Am Dienstag, 21. Juni sind in der Schleswig-Holsteinischen Landeshauptstadt etwa 350 Antimilitarist*innen gegen die „Kiel Conference“ 2016 auf die Straße gegangen. Bei der NATO-Veranstaltung Mal im Düsternbrooker Maritim Hotel Bellevue, die in diesem Jahr zum zweiten stattfand, handelt es sich um ein hochrangiges Treffen von Militär, Wissenschaft und Politik, auf dem die Kriegsstrategien von morgen geplant werden.

Der Startpunkt der Demonstration des War Starts Here-Bündnis war am späten Nachmittag vor dem „Institut für Sicherheitspolitik“ (ISPK) an der Universität Kiel, das zusammen mit dem NATO-Exzellenzzentrum „Center of Excellence for Operations in Confined and Shallow Waters” (COE CSW) die „Kiel Conference“ organisiert. Nach zwei Redebeiträgen von Vertretern der LINKEN sowie der BI gegen Atomanlagen startete der Demonstrationszug mit insgesamt etwa 350 Teilnehmer*innen Richtung Kieler Woche. Am antimilitaristischen Block innerhalb der Demo, zu dem das RESIST!-Bündnis aufgerufen hatte, beteiligten sich etwa 150 Demonstrant*innen.

kc16block

Eine Rednerin des RESIST! Bündnis betonte in einem Redebeitrag während der Zwischenkundgebung am Knooper Weg den unvermeidlichen Zusammenhang von Krieg und Militarisierung mit dem kapitalistischen Verwertungs- und Unterwerfungsdrang. Eine Welt  des friedlichen Miteinanders ohne Elend, Zerstörung und die bewaffnete Durchsetzung der globalen Ausbeutung von Mensch und Natur sei folglich nur jenseits von Kapitalismus und Staat im internationalen Kampf um Befreiung vorstellbar. Desweiteren kam eine Rednerin der DKP zu Wort.

kc16front

Die Demo zog anschließend unter lautstarken Parolen zum Volksfest der Kieler Woche, wo an der Kiellinie die Abschlusskundgebung stattfand. Hier sprachen Vertreter*innen des Kieler Friedensforums, der SDAJ und der Interventionistischen Linken. Noch während der Abschlusskundgebung der angemeldeten Demo formierte sich eine Spontandemo von bis zu 200 Menschen, die kraftvoll über die Kielline zogen, einer der zentralen Festmeilen der Kieler Woche. So konnte die Kritik an der „Kiel Conference“ und der Militarisierung auch der Kieler Woche inmitten des Volksfestes zum Ausdruck gebracht werden. Mit lauten Parolen und Schnipselkonfetti wurden entlang der Wegstrecke antimilitaristische Botschaften hinterlassen. Wenige Meter vor ihrem eigentlichen Ziel, dem Bundeswehr-Propaganda-Truck, der auf der Kieler Woche täglich für das Militär wirbt, wurde die Demo von panisch herbeieilenden Polizist*innen gestoppt. Mit mehreren Reihen machten diese die Kiellinie kurzfristig unpassierbar, diesseits der Polizeiketten war das Nadelör zudem von Demonstrant*innen verstopft.

kc16truck

Nichtsdestotrotz gelang es einem Großteil der Antimilitarist*innen, sich binnen kürzester Zeit direkt einen Weg zum Bundewehrtruck  zu bahnen. Vor dem Truck führten Aktivist*innen eine Die-In-Aktion durch, bei der am Boden liegende Leichen dargestellt wurden, um auf die aktive Beteiligung der Bundeswehr am weltweiten Morden hinzuweisen. Für eine Stunde gelang es dabei, den Truck mit Transparenten abzuschirmen, während die Polizei über den gesamten Zeitraum eine Kette vor dem Eingang bildete. Der Truck war dadurch effektiv blockiert und blieb geschlossen, während sich sein Personal samt Feldjäger*innen im und hinter dem Propagandafahrzeug aufhalten mussten. Eine Aktivistin wurde durch einen überambitionierten Wachmann am Arm verletzt, ansonsten verlief die Aktion ohne Zwischenfälle und die Aktivist*innen konnten sie wie geplant beenden.

Wenngleich die Teilnehmer*innenzahl der Proteste im Vergleich zum letzten Jahr leider nicht gesteigert werden konnte, können auch die diesjährigen Aktionen gegen die „Kiel Conference“ durchaus als zufriedenstellend bewertet werden. Es ist abermals gelungen, die Kieler Kriegskonferenz in der öffentlichen Rezeption als das zu benennen, was sie ist: Ein militaristisches Strategietreffen zur Planung der nächsten Ausplünderungsfeldzüge der NATO-Staaten, in diesem Jahr am Beispiel der Arktis, und zur bewaffneten Beherrschung kapitalistischer Krisenverhältnisse. Der Aktionsradius der Antimilitarist*innen konnte zudem ausgeweitet werden und die Bannmeile für Demonstrationen auf der Kieler Woche durchbrochen werden. Mit der Spontandemo wurde erstmalig die Anfälligkeit des Festspektakels für chaotische Szenarien erfolgreich ausgeteste und mit der anschließenden Blockade des Bundeswehrtrucks ein Zahnrad der Militarisierung wenigstens kurrzeitig außer Kraft gesetzt werden. Daran gilt es auch im nächsten Jahr anzuknüpfen.

Bereits im Vorfeld der „Kiel Conference“ hat es in Kiel eine Reihe antimilitaristischer Veranstaltungen und Aktionen gegeben. So haben Aktivist*innen auf der Berufsmesse Contacts an der Kieler Uni einen Werbevortrag der Bundeswehr verhindert und den dortigen Bundeswehrstand gestört. Zudem gab es einen antimilitaristischen Besuch einer Vorlesung von Professor Joachim Krause, der an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel lehrt, aber gleichzeitig NATO-affiner Direktor des ISPK und ein Hauptinitiator der „Kiel Conference“ ist. Neben einer antimilitaristischen Stadtrundfahrt, bei der auf die Geschichte der Militarisierung Kiels und den damit verbundenen Protest eingegangen wurde, gab es eine gut besuchte Diskussionsveranstaltung ebenfalls an der Uni über die Bedeutung und das Wirken der mittlerweile 24 NATO-Exzellenzzentren. Zudem wurde in Kiel massiv im öffentlichen Raum zu den Aktionen gegen das NATO-Treffen mobilisiert, darunter etwa mit einer Transparent-Aktion während eines Eröffnungskonzertes der Kieler Woche.

Der antimilitaristische Widerstand gerade auch in der Militär- und Rüstungsstadt Kiel darf jedoch nicht bei den zweifelsohne wichtigen Protesten gegen die „Kiel Conference“ einmal im Jahr stehenbleiben. Angriffspunkte für direkte Interventionen gegen die Akteure, Profiteure und Vordenker der Mordmaschine des Kapitals gibt es hier zu Hauf – vor, nach und auch während der Kieler Woche. So steht die Bundeswehr mit ihrem Karrieretruck derzeit immer noch an der Kiellinie und versucht,  neues Personal zum Töten zu rekrutieren und die Präsenz des Militärs im öffentlichen Raum zur Normalität werden zu lassen. Im Internet rufen Antimilitarist*innen deshalb dazu, von nun an jeden verbleibenden Tag der Kieler Woche ab 17 Uhr den Betrieb des Bundeswehrtrucks lahmzulegen.

Presse: Heise | NDR | Schleswig-Holstein Magazin) (ab 16:42 min.) | Welt | SHZ

Fotos: Ulf Stephan 1 / 2